Zwei LKWs mit Gebäude im Hintergrund

King of the Road

Der neue eActros 600

Er überzeugt mit erstklassigen Effizienzwerten. Dafür wurde der neue Mercedes-Benz eActros 600 von Daimler Truck im Jahr 2025 von neutralen Fachjournalisten mit dem renommierten „Truck of the Year“-Preis ausgezeichnet. Christian Lazik, Produktmanager bei Daimler Truck stellt den 42-Tonner für den Fernverkehr vor. Fazit: Der eActros 600 ist eine praxistaugliche und klimafreundliche Alternative zum Diesel.

Herr Lazik, welche großen Vorteile hat der eActros 600 für den Kunden?

Reichweite und Ladezeit entscheiden im eFernverkehr über den Erfolg! Der eActros 600 kommt ohne Zwischenladen 500 km1 weit und mit Nachladen sogar über 1.000 km am Tag. Das verdankt er der innovativen Zellchemie seiner Batterie, eine spezielle Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP). Das Herzstück ist auf lange Lebensdauer und hohe Ladeströme ausgelegt, ohne – und das ist entscheidend – den Batteriezustand („State of Health“) zu belasten. Das bedeutet: Innerhalb einer Stunde lädt die leistungsstarke Batterie von 20 auf 80 Prozent2. Verbindet der Fahrer das mit seiner Lenkzeitpause, verliert er kaum Zeit. Künftig wird die LFP-Technologie, da bin ich überzeugt, eine gravierend wichtige Rolle im Nfz-Bereich und darüber hinaus spielen.

Und warum?

Ab 2027 kann der eActros 600 gewaltige Strommengen im Megawatt-Bereich laden. Mit dem neuen Megawattladen (MCS = Megawatt-Charging-System) sind Ladeleistungen von bis zu 1.000 kW möglich. In circa 30 Minuten wird die Batterie von 20 auf 80 Prozent geladen, ohne Schaden zu nehmen.³

Wie lange hält die LFP-Batterie?

Unsere Entwicklungsingenieure haben den eActros 600 für dieselben Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten wie einen vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros ausgelegt: das bedeutet bis zu 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren. Nach dieser Nutzungsdauer soll der Batteriezustand („State of Health“) noch über 80 Prozent betragen. Dies ist mit anderen Batterietechnologien schwer zu erreichen.

Gerade die Logistiker schauen auf die Umweltbilanz und wollen künftig CO₂-neutral fahren. Ist der eActros 600 für sie die Antwort?

Absolut! Fährt der eActros 600 ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien, ist der Break-even bei den CO2eq-Emissionen im Vergleich zum Diesel bereits ab etwas mehr als 100.000 km erreicht. Das heißt, mit jedem weiteren Kilometer überholt der elektrifizierte Actros den Diesel-Lkw in punkto Umweltbilanz. Sollte er mit Energie aus dem europäischen Strommix fahren, liegt die Grenze auch schon bei etwa 200.000 km4.

Lässt sich der eTruck so einfach in den bestehenden Fuhrpark integrieren?

Natürlich nicht 1:1 wie beim Diesel. Es ist wichtig, auf die spezifischen Bedürfnisse des eFahrzeugs einzugehen. Planungssicherheit ist notwendig, etwa bei der Frage, wo und wann geladen werden kann und wie schnell. Unsere eBerater unterstützen die Kunden bei der Elektrifizierung ihrer Flotten und Betriebshöfe. Und Flottenmanager können über das Fleetboard Portal digitale Lösungen zur effizienten Steuerung ihrer Flotte nutzen. Dazu gehören unter anderem die smarte Steuerung aller Prozesse zwischen dem eActros 600 und der Ladeinfrastruktur sowie detaillierte Angaben zu Fahr-, Stand- und Ladezeiten sowie Verbrauchsdaten. Ebenso kann in Echtzeit angezeigt werden, wo sich ein Fahrzeug gerade befindet, ob es fährt, steht oder lädt und wie hoch der Ladezustand der Batterie ist.

Die ersten aus Serienfertigung produzierten Fahrzeuge fahren seit Ende 2024 auf den Straßen. Welche Feedbacks erhalten Sie von den Fahrern?

Die Rückmeldungen sind durchweg sehr positiv. Einige eLkw haben schon nach einem halben Jahr mehr als 50.000 km auf der Uhr. Viele, selbst eingefleischte Diesel-Fahrer sind über die gute Praxistauglichkeit für ihre Transportaufgaben überrascht. Laufruhe, vibrationsfreie und ruhige Geräuschkulisse, kraftvoller Antrieb, das ist Fahrkomfort auf einem anderen Level. Eher vorsichtig sind teils die Disponenten. Sie müssen die Ladestopps planen. Stichwort: Reichweitenängste: Wie komme ich zur nächsten Ladestation? Wie ist der Verbrauch im Stau? Reicht die Batteriekapazität? Dem stehen Lerneffekte und Erfahrungswerte in der Praxis gegenüber. Denn viele der ersten Transportaufgaben fahren auf planbarem Boden, also von Depot zu Depot mit Ladestationen. Parallel wächst sukzessive an vielen Standorten die Anschlussleistung für weitere Ladestationen und öffentliche Ladeparks. Die eMobilität im Nfz-Bereich wird sich Schritt für Schritt und zügig durchsetzen.

Wie ist der Stand zur flächendeckenden Ladeinfrastruktur innerhalb Deutschlands bzw. Europas? Welche Rolle spielt dabei die neue Marke „TruckCharge“?

Mehrere Akteure arbeiten gemeinsam an einer Lösung. Bis 2027 plant Milence, ein Joint Venture von Daimler Truck, TRATON GROUP und Volvo Group, 1.700 öffentliche Nutzfahrzeug-Ladepunkte an den wichtigsten Routen Europas. Bereits zwei Ladeparks sind in Betrieb: einer in Vockerode in Sachsen an der A9 und ein weiterer in Thüringen am Hermsdorfer Kreuz an der A4 bzw. A9. Bis Ende 2025 werden sechs weitere Milence-Ladeparks in Betrieb genommen, insgesamt sind rund 25 deutschlandweit geplant. Die Bundesregierung hat den Bau von Ladestationen an nicht bewirtschafteten Rasthöfen ausgeschrieben, die ersten sollen 2026 fertiggestellt werden. Mit der Marke „TruckCharge“ baut Daimler Truck ab Ende 2025 ein Netzwerk an Ladesäulen direkt beim Kunden, bei Händlern und Werkstattbetreibern auf. Diese Lade-Hardware wird mit einem eigenen, halb-öffentlichen Ladenetz betrieben.

Die Anschaffungskosten des eActros 600 sind höher als beim Diesel. Wie schnell amortisieren sich die Kosten? Welche Faktoren beeinflussen die TCO-Berechnung maßgeblich?

Für viele Transportaufgaben kann sich die Investition bereits innerhalb von fünf Jahren bei einer Laufleistung von 120.000 km pro Jahr amortisieren.
Die Kostenbilanz (TCO) gegenüber dem Diesel wird schnell positiv, wenn die reduzierten Ausgaben für Verbrauch, Verschleiß und Mautgebühren gerechnet werden. Allerdings muss der Kunde den Investitionsbedarf für die Ladeinfrastruktur vor Ort im Blick haben. Die Anschlussleistung der Depots ist oft nur auf zwei bis drei Ladesäulen ausgelegt. Danach ist mit sprunghaften Fixkosten ein Ausbau des Netzanschlusses notwendig, und der ist auch nicht von heute auf morgen umsetzbar.

Das Ziel ist ambitioniert: Ab 2030 erwarten die Truckies einen Elektroanteil von 60 Prozent. Wie ist Ihre Einschätzung?

Unsere Fahrzeugtechnologie ist bereits so weit, dass dieses Ziel realistisch erscheint. Allerdings ist die Ladeinfrastruktur erst im Aufbau. Es ist ein Wechselspiel: Das Erreichen des Ziels hängt maßgeblich davon ab, ob politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen stimmen, der Staat Planungssicherheit gibt und attraktive Ladetarife das elektrische Fahren weiterhin wirtschaftlich machen.

Wie stellt sich Daimler Truck hinsichtlich der Erweiterung der Produktpalette elektrischer Lkw auf? Welche weiteren Baumuster sind geplant, welche Varianten kommen?

Der eActros 600 bildet die Basis für neue Varianten, darunter Sattelzugmaschinen und Pritschenfahrgestelle mit unterschiedlichen Radständen und variierenden Batteriepaketen. Zudem sind alternative lange Fahrerhausvarianten des bewährten Actros-Designs mit verschiedenen Dachformen geplant. Diese neuen Modelle sind schon ab Herbst 2025 bestellbar. Ab dem ersten Quartal 2026 wird außerdem ein batterieelektrischer Arocs als 32- und 41-Tonner 8x4 mit Aufbau als Fahrmischer oder Kipper bestellbar ein – die eFamilie wächst dadurch deutlich!

Portrait von Christian Lazik

Christian Lazik,

Produktmanager Daimler Truck

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1 Die Reichweite wurde unter spezifischen Testbedingungen, nach Vorkonditionierung mit einer 4x2 Sattelzugmaschine mit 40t Gesamtzuggewicht bei 20°C Außentemperatur im Fernverkehrseinsatz, intern ermittelt und kann von den nach der Verordnung (EU) 2017/2400 ermittelten Werten abweichen. 2 Der eActros 600 kann über die serienmäßige CCS2 Ladebuchse mit bis zu 400 kW geladen werden: Die drei Batteriepakete benötigen basierend auf intern ermittelten Erfahrungswerten unter optimalen Bedingungen, unter anderem bei einer Umgebungstemperatur von 20 °C an einer üblichen DC-Schnellladesäule mit 500 A Ladestrom circa eine Stunde, um von 20 % auf 80 % geladen zu werden. 3 Basierend auf internen Simulationen. 4 Basiert auf einer Ökobilanzierung gemäß ISO 14040:2006+A1:2020 und ISO 14044:2006+A1:2017+A2:2020 und wurde von internen Experten kritisch geprüft. Die der Ökobilanz zugrundeliegenden Daten und Annahmen, einschließlich der Spezifikationen für die funktionalen Einheiten und Methoden, haben wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse. Ein Vergleich mit anderen Lkw-Modellen oder Fahrzeugen ist daher weder beabsichtigt noch empfohlen.